– Und den Arm heben, bitte, – sagte er. Schluchzend, legte sie sich der Arm auf den Kopf.
– Und höher, – sagte er. Sie richtete den Arm sofort gerade, sogar die Hand hielt sie wie ein Schiffchen, wie eine Schülerin, die an die Tafel will.
Er tastete die Brustdrüse langsam ab, mit kreisenden Bewegungen. Das Gebiet , das sich schmerzhaft anfühlte, schien ihm absolut sauber zu sein, die Brustwarze war nicht deformiert, es gab keinen Ausfluss, die Haut – bleich, weich, glatt, – war kühl. Er bewegte die Finger zur Achselhöhle, dann, immer noch kreisend, zurück zur Warze, immer wieder murmelnd: „Gut… gut…“, und sie ächzte, und versuchte einen kleinen Tropfen, der aus dem Nasenloch hing, reinzuziehen, endlich, sie hielt es nicht aus, und mit der linken, freien Hand riss sie einen winzigen Fetzen Klopapier ab, fast ohne sich zu bewegen, um die Untersuchung nicht zu stören.
– Gut, gut, – sagte er, – Sie können sich anziehen. Ich sehe nichts Verdächtiges. Nichts Besonderes. Sie sollen sich aber unbedingt untersuchen lassen, alle sollen sich regelmäßig untersuchen lassen, ich sehe aber gar keine Verdichtung.
Sie stopfte unordentlich die gequetschte Brust in die Schale des Büstenhalters hinein, schnell rollte sie noch ein Streifen Toilettenpapier ab, schnäuzte gründlich und seufzte auf. Er fing an, sich Hände zu waschen. Sie sagte ihm in den Rücken:
Es ist mir unwahrscheinlich peinlich. Verdammt peinlich. Entschuldigen Sie bitte, ich schäme mich so. Ich habe die Brust im BH gerichtet und plötzlich schien es mir… Und ich habe Panik gekriegt. Was bin ich für eine Idiotin. Mir ist es so peinlich, verzeihen Sie mir bitte.
Er erinnerte sich daran, wie der Kellner von Tisch zu Tisch hastig herumraste, als sie über den ganzen Saal schrie „Gibt´s hier n`Arzt? Bitte, gibt`s hier n`Arzt?“. Man hätte erwarten können, der Kellner sollte sich als allererster zu ihr stürzen, und nicht zwischen den Tischen rumrennen und brüllen : “Der Arzt? Wer ist hier Arzt?“. Andererseits, dachte er, was für ein Blödsinn, der Kellner ist eben doch nur ein Kellner.
das ist doch immer wieder erfrischend, Ihre tollen Beiträge zu lesen……….Beste Grüße aus FrankfurtManfred Schmitt
Herzlichen Dank, Herr Schmitt! 🙂