paradiesischer fernblick

aus rissen ritzen

krochen unholde heraus,

sobald ich den ort meines aufenthalts

irdisches paradies taufte.

was lange nicht heißen soll,

dass paradies umbenannt wird:

es hat sich tatsächlich wirklich

überhaupt gar nichts geändert.

hauptsache gefasst sein, nicht hasten,

keine tafeln und schilder anhängen,

um sich nicht wieder mal zu verirren,

um sich nicht – wie dumm – bloß zu stellen.

hauptsache – ruhe bewahren.

alles bleibt bei mir, wie es war.

für paradiesischen fernblick ist

ein schweigegelübde zu halten.

Veröffentlicht von

juliag

Julia Grinberg, Mitglied des „Salon Fluchtentier“ und Darmstädter Textwerkstatt. Zu hören bei Radio Lora München, Lesezimmer.de, zu lesen online bei: Verlagshaus Berlin, Signaturen, analog bei außer.dem, All Over Heimat, OSTRAGEHEGE, Jahrbuch der Lyrik 2021 (Schöffling), Worte in finsteren Zeiten (S.Fischer), Risse und Welt (Dillmann). Debütband "kill-your-darlinge" (Gutleut) ist 2019 erschienen. Header-Bild: Alexander Paul Englert