100 ansichten des Landes Nihon

2. Inzwischen hat sich die Reisegruppe zusammengefunden. Wir gehen in den Korakuen-Garten. Er liegt mitten in Tokyo – das Klischee „pulsierende Metropole“ nicht vergessen! –, hier herrscht himmlische Ruh´. Konische Schneeschneider aus Stäben überstülpen breite Pranken der Kiefern, schützen sie im Winter vom Brechen unter dem feuchten Schneegewicht. Diese Schneeschneider sind 100 ansichten des Landes Nihon weiterlesen

100 Ansichten des Landes Nihon

  1. Am Tag der Anreise scheint die Sonne. Ich fühle mich matt, aber sich hinzulegen an meinem ersten goldenen Herbsttag in Japan, ist mir unmöglich. Ich betrachte Hieroglyphen an allerlei Schildern, klebe mit Blicken an Wolkenkratzern und an Frauen in Kimonos, lausche dem Tokyo-Sound, wundere mich über Einweg-Hotelgaben, begutachte japanische Geldscheine und Münzen – finde Scheine erhaben, Münzen ulkig. Kaufe im Conbini (Rund-um-die-Uhr-Laden) einen Kaffee und etwas, dass ich noch nicht definieren kann, schlendere nach der Kaffeepause weiter, erreiche das Kabuki-Theater und entscheide mich kurzer Hand, ein Ticket für den heutigen Abend zu kaufen.


e-Tagebuch 31.12.23

An manchen tagen, wie vorgestern, es ist für mich unmöglich, zu sprechen: Wörter in Muttersprache würde ich dann wie Kröten auskotzen, auf meine Lieblingssprache auszuweichen empfinde ich als opportunistisch, gar feige. Unabdingbarkeit und Unmöglichkeit des Sprechens staut sich ein-zwei Tage, dann platzt es aus mir heraus. Gut, wenn „helle Gutmenschlein“ mir über den Weg laufen. Je lieblicher die säuseln, desto wüster schimpfe ich. Mit denjenigen, die auch russisch sprechen, schalte ich hartes Surschyk ein, das habt ihr/wir davon. Dann werde ich müde, dann habe ich mich wieder aufgerafft, dann geht es wieder. Alltag, Feiertag. Kerzen anzünden? – Bitte. Heute koche ich nicht, nur Kleinigkeiten zubereiten, Tochter in die Stadt fahren, davor sich an ihrem Vorbereiten erfreuen, Sohn zum Tischdecken animieren, danach mit ihm Fondue essen. Das jetzige Jahr Revue passieren mag ich nicht – es war Scheisse genug. Das nächste Jahr beweihräuchern kann ich nicht – es wird bestimmt kompliziert. Es bleibt: hoffen und jeden Tag etwas Gutes tun, jeden Tag ein bisschen. Einen barmherzigen 2024 wünsche ich uns allen.