aus „Journal einer Unzugehörigkeit“

am Freitag, als ich alles erledigte

Zufrieden mit mir selbst, höre ich das Proust-Hörbuch und merke, wie inhaltslos die Gespräche der Protagonisten sind. Wie Gespräche, die ich hier und da führe. Warum? Weshalb diese Gespräche meistens wie Haut auf der gekochten Milch sind, was bedecken sie? Warum sollte ich wissen, dass Françoise zum Mittag Spargel kocht?

Ich schlendere lieber über einen Flohmarkt, schaue mir überflüssige Dinge an. Diese sind alt und ramponiert, jene neu verpackt, die dritten sind zu edel für übliche  Stadtwohnungen. Die Erben wollen den Schrott loswerden. Wieviel Arbeit werden meine Kinder mit meinem Schrott haben? Weil nicht nur Schrott Schrott ist, sondern auch alles andere. Revisionismus und Inventur, das ist das Motto eines Quastenflossers, der aus dem vorherigen Jahrhundert herausgekrochen ist.

So auch mein kontinuierlicher Kampf für das Festland. Der Vorgang mit Krämpfen und Wehen, mit dem Häuten, Wachsen von Hörnern und Flügeln, Entstehen des Panzers und seiner Lumineszenz.

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juliag

Julia Grinberg, Mitglied des „Salon Fluchtentier“ und Darmstädter Textwerkstatt. Zu hören bei Radio Lora München, Lesezimmer.de, zu lesen online bei: Verlagshaus Berlin, Signaturen, analog bei außer.dem, All Over Heimat, OSTRAGEHEGE, Jahrbuch der Lyrik 2021 (Schöffling), Worte in finsteren Zeiten (S.Fischer), Risse und Welt (Dillmann). Debütband "kill-your-darlinge" (Gutleut) ist 2019 erschienen. Header-Bild: Alexander Paul Englert