ablenkungsmanöver

egal, wo mein blick jetzt hinfällt, immer wieder muss ich denken: willst du leben, muss dich auch reinzwingen. und ich lebe, und bezwinge mich den umständen entsprechend. war es mal anders? nur dass, die zwänge sich wechseln. ich betrachte es wie eine art yoga und wechsle entrückt die asanas.

bloß trübt es mich, dass die tage meines einzigen lebens verstreichen, von verantwortlichkeiten vollbeladen, dass der körper schleichend mal hier, mal da mich im stich lässt. kontinuierliches unaufhaltsames ableben, nicht dramatisch, alltäglich. ich nehme es  zu deutlich wahr.

bin ich nicht die krönung der schöpfung? ist mein hirn nicht die nie da gewesene hochleistungsmaschine? ist mein körper nicht ein mechanisches wunderwerk? gemeinsames untergehen ist wenigstens pathetisch-esthätisch, der verschleiß eines einzelnen ist schlicht unbarmherzig, unbarmherzig.

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Bild: Sveta Dorosheva

Veröffentlicht von

juliag

Julia Grinberg, Mitglied des „Salon Fluchtentier“ und Darmstädter Textwerkstatt. Zu hören bei Radio Lora München, Lesezimmer.de, zu lesen online bei: Verlagshaus Berlin, Signaturen, analog bei außer.dem, All Over Heimat, OSTRAGEHEGE, Jahrbuch der Lyrik 2021 (Schöffling), Worte in finsteren Zeiten (S.Fischer), Risse und Welt (Dillmann). Debütband "kill-your-darlinge" (Gutleut) ist 2019 erschienen. Header-Bild: Alexander Paul Englert