Die Pilzsaison hat noch nicht richtig angefangen, meine ganze Ausbeute bestand aus zwei kleinen Steinpilzen und einem Hexenröhrling. Den hätte ich stehen lassen sollen – Schnecken hatten sich seinen Fuß fast zu einem Drittel einverleibt, auch der Hut war angeknabbert. Aber nach vier Stunden im Wald wollte ich wenigstens diese Genugtuung mitnehmen; erst auf dem Rückweg sammelte ich die zwei Steinbabys. Versuch einer Waldjause weiterlesen
Kategorie: poetry
aus „Journal einer Unzugehörigkeit“
am Freitag, als ich alles erledigte
Zufrieden mit mir selbst, höre ich das Proust-Hörbuch und merke, wie inhaltslos die Gespräche der Protagonisten sind. Wie Gespräche, die ich hier und da führe. Warum? Weshalb diese Gespräche meistens wie Haut auf der gekochten Milch sind, was bedecken sie? Warum sollte ich wissen, dass Françoise zum Mittag Spargel kocht? aus „Journal einer Unzugehörigkeit“ weiterlesen
Journal einer Unzugehörigkeit. Anfang:
SELBSTVERSUCH – VODKA
Mein Mitgefühlt gilt
Die Jungpoeten finden sich so
Avantgarde, so klug und gerecht
und einmalig, unübertroffen
und
e-Tagebuch 22.03.24
Wenn bei jemanden mitten in einer Veranstaltung das Handy anfängt zu klingeln, sammle ich meine ganze Empörung, packe sie in meinen Blick (Zeus der Donnergott) und schicke sie in die Richtung des klingelnden Stoffels, bzw. der Stoffeline. Wie kann man nur??
Gestern bei einem ausgezeichneten Vortrag, der Vortragende wunderbar wortgewandt, locker, humorvoll, das Thema erste Sahne, bin im Flow: e-Tagebuch 22.03.24 weiterlesen
100 Ansichten des Landes Nihon
7. In Keihan steigt ein Pärchen in den Zug ein. Der Mann setz sich neben mich, für seine Frau ist kein Platz mehr, also setzt sie sich gegenüber. Ich zeige mit Gesten, dass wir Plätze tauschen können. Sie lächelt dankbar, gleich ist der Wechsel vollzogen. Nun sitzen die beiden gemeinsam auf einem kiefergrünen samtenen Sitz: er trägt einen lila Schal, sie – einen lila Rock, eine mintgrüne Tasche hält sie auf dem Schoß. 100 Ansichten des Landes Nihon weiterlesen
Kulturtage der Ukraine in Wiesbaden
Es ist eine große Sache geworden, ich bin froh und dankbar diese Kulturwoche mitgestalten zu dürfen. Ob Übersetzung der Theaterstücke von Nezhdana aus dem Ukrainischen ins Deutsche, aus dem Russischen ins Deutsche von Anna Gin`s „Kriegstagebüchern“, ob Teilnahme in Podiumsdiskussion, Zoom-Lesung für www.GuteStunde.org oder die Ausstellung von moderner ukrainischen Kunst (Künstlerin aus Kiew Olena Pryduvalova anwesend – das alles ist nur ein kleiner Beitrag in unserer gemeinsamen Anstrebung, der Ukraine zu helfen, das kulturelle Miteinander mitzugestalten. Schaut rein und kommt vorbei:
e-Tagebuch 31.12.23
An manchen tagen, wie vorgestern, es ist für mich unmöglich, zu sprechen: Wörter in Muttersprache würde ich dann wie Kröten auskotzen, auf meine Lieblingssprache auszuweichen empfinde ich als opportunistisch, gar feige. Unabdingbarkeit und Unmöglichkeit des Sprechens staut sich ein-zwei Tage, dann platzt es aus mir heraus. Gut, wenn „helle Gutmenschlein“ mir über den Weg laufen. Je lieblicher die säuseln, desto wüster schimpfe ich. Mit denjenigen, die auch russisch sprechen, schalte ich hartes Surschyk ein, das habt ihr/wir davon. Dann werde ich müde, dann habe ich mich wieder aufgerafft, dann geht es wieder. Alltag, Feiertag. Kerzen anzünden? – Bitte. Heute koche ich nicht, nur Kleinigkeiten zubereiten, Tochter in die Stadt fahren, davor sich an ihrem Vorbereiten erfreuen, Sohn zum Tischdecken animieren, danach mit ihm Fondue essen. Das jetzige Jahr Revue passieren mag ich nicht – es war Scheisse genug. Das nächste Jahr beweihräuchern kann ich nicht – es wird bestimmt kompliziert. Es bleibt: hoffen und jeden Tag etwas Gutes tun, jeden Tag ein bisschen. Einen barmherzigen 2024 wünsche ich uns allen.
e-Tagebuch 28.12.23
Gestern habe ich „Szenen einer Ehe“ geschaut (zum erstem Mal gesehen im Dnipro-Kinoclub in Artjom-Str. Ende 90-ger und nun gestern, zum 2. Mal). Meine Güte. Hätte ich damals mehr verstehen können, wäre mein Leben anders? Oder gelten nur eigene Erfahrungen? Könnte ich wenigstens ein bisschen Abkürzen? Glaube ich nicht – mit der Unmenge an Sturheit und Torheit muss ich mit eigenem Stirn Wände durchbrechen. e-Tagebuch 28.12.23 weiterlesen